Wenn Luca Gungui seine beiden Hunde “Bacco” (Bacchus) und „Acino“ (Weinbeere) streichelt, ist sein altes Leben in Mailand ganz weit weg. In “Sas de Melas”, dem alten Weinhang seines Großvaters Salvatore, knapp drei Kilometer von Mamoiada entfernt, hat sich der 35-Jährige seinen Traum vom Weinbauern erfüllt.

Landidylle statt Großstadtstress

Luca hat Jura studiert. Wie viele Sarden vor ihm, wanderte er nach dem Studium in den wirtschaftsstarken Norden von Italien, nach Mailand, aus. Lange arbeitete er in der Gemeindeverwaltung der lombardischen Hauptstadt als Verwaltungsjurist. 2012 kehrte er nach Sardinien zurück, so gut ausgebildet, dass er daheim, in der Inselhauptstadt Cagliari, bei der Regionalverwaltung unterkam. 2015 kam dann der Schnitt. Er entschied sich beruflich umzudenken und dem Staatsdienst den Rücken zu kehren. Luca wollte endlich das tun, was er schon immer machen wollte: Wein keltern wie einst sein beiden Großväter Salvatore und Giovanni Giuseppe.

Im Schatten der Ruine des einst mächtigen Nuraghen “Sas de Melas” baut Luca seit fünf Jahren einen sortenreinen Cannonau an. Die ein Hektar große Rebfläche nordwestlich des Dorfes ist von Korkeichen, Weiden und grünen Feldern umgeben. Der Weinbergsboden aus verwittertem Granit zieht sich bis in eine Höhe von 650 Metern westlich von Badu Orgolesu hinauf. Der Blick schweift weit über die unberührte Natur, in der Ferne erahnt man Nuoro und Orune. Aus den anfänglichen Versuchen wird eine immer größere Leidenschaft. Schon bald reicht die eigene Rebfläche nicht mehr aus und Luca pachtet anderthalb Hektar jüngere und ältere Weinberge dazu. Heute produziert er etwa 5000 bis 7000 Flaschen pro Jahr, die er zum größten Teil in Kanada, Österreich, England, der Schweiz und den USA verkauft.

Die drei Weine der familiengeführten Kellerei “Cantina Gungui” bestehen aus 100 Prozent Cannonau und heißen „Berteru“ – ein im Stahltank gereifter, klassischer Cannonau aus gegorener Maische, „Berteru Riserva” – ein zur Hälfte im Holzfass gereifter Cannonau aus gegorener Maische und „Berteru En rose” – ein trockener Rosé aus gegorenem Most, der perfekt als Apéro oder zu Fischgerichten passt.

Mit rund zweieinhalb Hektar Boden gehört das Weingut zu den kleinen aber feinen Domänen Mamoiadas. Bei einem Besuch im Weingarten lässt sich das überprüfen. Die drei Weine werden zu sardischen Spezialitäten verkostet: Oliven und roher Schinken gehören dazu wie auch Schafskäse und “Pane Carasau”.

Cantina Gungui: Località Sas de Melas, 08024 Mamoiada, T. +39 347 3320735, E-Mail: cantinagungui@tiscali.it, Web: www.facebook.com/pg/CantinaGungui, Weinproben ganzjährig, Anmeldung mindesten einen Tag vorher erforderlich.

Weitere Informationen zu den kulinarischen Highlights der Insel gibt es unter www.sardinien-auf-den-tisch.eu.