Casteddu“ – die Stadt mit dem Kastell – nennen die alten Sarden Cagliari. Die Hauptstadt von Sardinien ist zwar weniger gefragt als Italiens übliche Kurztrip-Hotspots – aber sie ist gerade deshalb eine Reise wert. Vor allem im Herbst ein ideales Urlaubsziel, um nochmal kräftig Sonne zu tanken und die Füße ins warme Mittelmeer zu stecken.

Cagliari ist ein nacktes, bernsteinfarbenes Juwel, das sich plötzlich wie eine Rose aus der Tiefe der breiten Bucht öffnet“, hat der englische Schriftsteller D.H. Lawrence die heute 154.000 Einwohner zählende Stadt einmal beschrieben. Und „Juwel“ ist tatsächlich das Wort, das die zwischen dem Capo Sant’Elia, dem Poetto-Strand und der Lagune von Molentargius eingekeilte Metropole am besten charakterisiert.

Türme, Kirchen und Fischgerichte

Casteddu“ – die Stadt mit dem Kastell – nennen die alten Sarden Cagliari wegen ihres Burgviertels, das im 13. Jahrhundert unter der Herrschaft der Pisaner entstand. Der idyllische Ortsteil thront auf einem Kalkmassiv über der Stadt. Die Mauer der Bastei und zwei Türme, die hoch in den Himmel ragen, bilden einen schützenden Wall. Innerhalb der Festung tut sich eine Welt voller enger Gassen und Kopfsteinpflaster auf. Neben der Kathedrale Santa Maria beherbergt das Burgviertel den Königspalast, das frühere Rathaus, die Basilika Santa Croce und den größten Museumskomplex der Insel. Wer der Aussichtsterrasse am Bastione di Saint Remy einen Besuch abstattet, hat einen herrlichen Ausblick vor Augen. Im Vordergrund liegen der Hafen und das Meer, im Osten erheben sich die Hügelkuppen des Monte Urpino und des Capo Sant‘Elia, unter denen sich die Lagunen und Salinen dahinstrecken.

Von der Panoramaterrasse im klassizistischen Stil ist es nur ein kurzer Fußweg bis zur Marina, die als eine von Cagliaris Szenevierteln gilt. Hippe Cafés und Restaurants haben das ehemalige Arbeiter- und Hafenviertel bevölkert. Günstige Mietpreise und die zentrale Lage zogen in den vergangenen Jahrzehnten Kreative und Gaststättenbetreiber an, die die ehemals verruchte Marina in eine Wohngegend mit attraktiven Ausgehmöglichkeiten verwandelten. Cagliari-Besucher sollten aber auch Stampace, den historischen Stadtteil westlich des Burgviertels besichtigen. Eindrucksvoll sind die Chiesa di San Michele, deren Innenraum mit barocken Verzierungen aufwartet, die freistehende aus dem 18. Jahrhundert stammende Collegiata di Sant’Anna und die unscheinbare Chiesa di Santa Restituta aus dem 17. Jahrhundert. Ein beliebtes Fotomotiv ist die äußerlich unauffällige Kirche des Heiligen Ephysius. Am 1. Mai startet hier alljährlich eines der größten Volksfeste der Insel: Die Festa di Sant’Efisio. Abends laden die Restaurants in der Marina zum Schlemmen ein. Cagliari hat schließlich berühmte Fischgerichte wie die „Fregula cun cocciula“ (Nudelsuppe mit Venusmuscheln), die „Spaghetti con vongole e bottarga„ (Muschelpasta mit Meeräscherogen) oder „Sa burrida a sa casteddaia“ (Katzenhai in einer Essig-Nuss-Soße). Köstlich sind auch die Nudeln mit Seeigel-Eiern (Spaghetti ai ricci). Ein aufregendes Nachtleben kann der zufriedene Besucher danach auf der Piazza Yenne am Schnittpunkt der drei Stadtteile Marina, Castello und Stampace, im angrenzenden Corso Vittorio Emanuele II, sowie in der Piazzetta Savoia und der Piazza San Sepolcro erleben.

Heller Sandstrand und majestätische Flamingos

Rund sechs Kilometer südöstlich der City grenzt Cagliari an das Capo Sant’Elia, den die Cagliaritaner „Sella del Diavolo“ (Teufelssattel) nennen. Vor dem Kap erstreckt sich der kilometerlange, feinsandige, breite Hausstrand der Inselhauptstadt. Mit flachem Einstieg ins Meer und mäßigem Wellengang ist der Poetto auch für Kinder, Sportbegeisterte und Hochzeitspaare geeignet. Dahinter in den glitzernden Salzseen, leben Kormorane, Stelzenläufer, Fischreiher, Säbelschnäbler, Zwergseeschwalben und eine Kolonie wilder Flamingos, die hier alle Jagd auf winzige Salinenkrebse machen. Ein ferner Seidenreiher zwitschert, Purpurhühner schnattern, Möwen kreischen. Das Getöse hebt an und brandet an das Ufer, ein Flamingo fliegt auf und verschwindet im Schilfdickicht, der Seidenreiher zwitschert noch immer. Wenn sich die Lagune am Abend entspannt und die Sonne langsam am Horizont verschwindet, wird es Zeit für einen Sundowner. Die Strandpromenade hat eine besonders große Auswahl an Bars für ein kühles Ichnusa-Bier oder einen spritzigen Spritz mit spektakulärem Blick auf das unberührte Vorgebirge.

Mehr Informationen über Cagliari und die Festa di Sant’Efisio gibt es auf den offiziellen Seiten: www.cagliariturismo.it und www.festadisantefisio.it.