Das Wahrzeichen der Küstenstadt Castelsardo ist ihre wehrhafte Zitadelle auf einer Landspitze, hoch über dem tiefblauen Meer. Bis ins 15. Jahrhundert hieß das rund 5900 Einwohner zählende Städtchen an der Nordküste von Sardinien Castel Genovese. Tatsächlich stand Castelsardo über 300 Jahre unter der Hoheit der Seerepublik Genua.

Schon die Dimension der Festungsanlage zeigt, dass das rund 70 Kilometer südwestlich von Alghero liegende Castelsardo einmal sehr bedeutend gewesen sein muss. Im 12. Jahrhundert hatten die Doria – eine große Adelsfamilie aus Genua – ein Faible für die kleine Siedlung mit Blick über die Meerenge zwischen Sardinien und Korsika. Im Auftrag der Seerepublik Genua befestigten sie das auf einer vorspringenden Landzunge erbaute Dorf in den Jahren 1101 und 1102. In dieser Zeit verfestigte sich auch der Name Castel Genovese. Durch die strategisch wichtige Lage im Golf von Asinara war Castelsardo aber immer Ziel von Eroberern. Es sollte nur bis ins Jahr 1448 dauern, bis die Spanier den Ort eroberten und diesen auch kurzerhand umbenannten, in Castello Aragonese. Den Name Castelsardo hat indes Karl Emanuel III., Herzog von Savoyen und König von Sardinien, ausgesucht. Mit dem Traktat von London war die Stadt 1720 an das Haus Savoyen gegangen.

Das muss man in Castelsardo erlebt haben

Sehenswert ist vor allem die Altstadt, mit ihren verwinkelten Gassen, den dicken Mauern, der Cattedrale di Sant’Antonio Abate, dem Burg-Park und den Terrassen mit atemberaubendem Blick auf den Golfo dell’Asinara und die langgestreckte Halbinsel von Stintino. Nicht selten kann man ältere Frauen vor den Häusern sitzen sehen. Sie flechten Körbe aus Palmenblättern, die sie an Kunsthandwerksfans verkaufen.

Die Seerepublik Genua pflegte eine einfache, aber effiziente Strategie, ihre Herrschaft auszuweiten: Sie gewannen die Hoheit über ein Gebiet und befestigten es mit dem Bau einer Burg. In Castelsardo zog es die Doria im 12. Jahrhundert auf den Hügel einer Landspitze. Die Zitadelle als solche wurde allerdings erst im 13. Jahrhundert errichtet und hat folgenden Aufbau: Außen findet sich ein meterdicker, hoher Mauerring. Innen stehen noch sieben Gebäude, ein kleiner Turm und eine Zisterne. Der Haupteingang ist durch eine steile Rampe und ein Torhaus versperrt.

Innerhalb der Burg werden im Museo dell’Intreccio Mediterraneo auch Korbflechtarbeiten gezeigt, für die Castelsardo auf der ganzen Insel bekannt ist. Die Körbe sind nach überlieferten Mustern und Techniken angefertigt. Das Aussehen und die Form der Körbe werden durch die Wahl der Materialien – ausschließlich auf Sardinien heimische Pflanzen – bestimmt. In der Vergangenheit wurden die Körbe beispielsweise aus Palmblättern, Seegras und Getreidehalmen geflochten.

Was sollte man in der Umgebung noch besichtigen?

Die Spiaggia di Lu Bagnu: Cremefarbener Sand, glasklares blaues Wasser und von grüner Macchia überwucherte Felswände: Wer den Altstadtbummel mit schwimmen und sonnenbaden kombinieren möchte, ist am Strand von Lu Bagnu richtig. Das lange Sandband befindet sich fünf Kilometer Die südwestlich von Castelsardo.

Die Roccia dell’Elefante: In der unmittelbaren Umgebung von Castelsardo, sind auch die Spuren der Jungsteinzeit kaum zu übersehen. Zwei gut erhaltene Felsengräber (Domus de Janas) liegen nur etwa sechs Kilometer vom Städtchen entfernt. Die Besonderheit: Der Fels in dem die beiden Kammern liegen, hat durch die Verwitterung die Züge eines Elefanten angenommen, der seinen Rüssel über die Leitplanke der Staatsstraße 134 hält.

Nostra Signora di Tergu: Rund 12 Kilometer südlich von Castelsardo entfernt, liegt die Chiesa di Nostra Signora di Tergu, die das Ziel der Lunisanti-Prozession am Montag vor Ostern ist. Die Kirche war ursprünglich Teil eines Benediktinerklosters, von dem nur einige Mauern übriggeblieben sind. Im Jahr 1117 erwähnt eine Urkunde den romanischen Bau mit seinem hübschen Farbenspiel aus rotem Trachyt und weißem Kalkstein zum ersten Mal. Das Gotteshaus ist vermutlich aber noch älter.

Mehr Informationen zu Castelsardo und dem Korbflechtmuseum gibt es unter www.comune.castelsardo.ss.it und www.mimcastelsardo.it.