In Baja Sardinia gibt es das, was man gerne als Postkartenidyll bezeichnet: Türkisblaues Wasser, einen weißen Sandstrand, eine mediterrane Piazzetta und einen tollen Blick auf das Maddalena-Archipel. Doch Baja Sardinia ist so künstlich wie Porto Cervo.

Baja Sardinia, einst Cala Battistoni, wurde Anfang der Sechziger vom Seifenhersteller Domenico Gentili aus Bologna in nur wenigen Jahren an den Strand gebaut. Er plante ein Ferienort in den sanften Hängen der Gallura, Restaurants, Hotels und Geschäfte: So sollte sein exklusives Paradies aussehen. Später, in den Siebzigern lockte der atemberaubende Küstenstrich mit seinen zerklüfteten Felsen, dem betörenden Duft der Macchia und dem glasklaren Meer weitere Menschen aus der Emilia-Romagna-Region an. Sie schufen Villen von bewundernswerter Schönheit mit atemberaubendem Blick auf das Meer. Heute boomt der Ferienort rund fünf Kilometer nordwestlich der Costa Smeralda im Sommer, da er wegen seiner Naturschönheiten und seinem mediterranen Flair beliebt ist. Am zentralen Platz, der Piazza Due Vele, tummeln sich am späten Nachmittag zahllosen Touristen. Die Terrassen der Eisdielen, Cafés und Restaurants bieten einen großartigen Ausblick auf den Strand und das Meer. Noch besser ist die Sicht allerdings vom Belvedere, das auf einem Felshügel oberhalb von Baja Sardinia liegt. Wenn sich der Tag dem Ende neigt, strömen die Urlauber ins Phi Beach. Die zwischen Felsen gelegene Strandbar bietet den besten Blick auf die vorgelagerten Inseln Caprera, Santo Stefano und La Maddalena. Und auf den Sonnenuntergang.

Capo d’Orso und Porto Rafael: Bizarre Felsformation und Traumstrand

Auch in der Umgebung von Baja Sardinia mangelt es nicht an Attraktionen. Wie ein riesiger Bär thront ein wuchtiger Felsbrocken knapp 25 Kilometer nordwestlich des Ferienortes hoch über dem Meer – der Name „Roccia dell’Orso“ (Felsenbär) trifft den Anblick des zerklüfteten Granitfelsens am Capo d’Orso perfekt. Die bizarre Felsformation, die nur zu Fuß erreichbar ist, diente bereits in der Antike als Orientierungsmarke für Seefahrer. Der phänomenale Rundblick vom Kap und die berauschende Natur ist eines der Highlights von Sardinien und ein Muss für jeden Inselbesucher.

Dort wo der majestätische „Felsenbär seinen Kopf über das Meer reckt, liegt auch der verlassene Stützpunkt Fortezza Capo d’Orso. Diese 1803 von der Britischen Marine errichtete Einsatzbasis wurde von Admiral Lord Nelson als strategischer Stützpunkt gegen die Seeangriffe der Franzosen genutzt. Während des Zweiten Weltkriegs erweiterte das italienische Militär die Basis um mehrere Kasernen, Munitionsdepots und Flakgeschützen. Diese sollten den Hafen von La Maddalena vor Luft- und Seeangriffen schützen. Nach 1943 wurde der Stützpunkt zunächst an den italienischen Staat und später an die Region übergeben. Seitdem ist er ungenutzt und praktisch dem Verfall überlassen.

Nicht weniger beeindruckend ist die Punta Sardegna. Wer die Landzunge nordwestlich von Palau erkundet, trifft auf Aussichtspunkte mit grandiosem Blick auf das Maddalena-Archipel und auf das klitzekleine Ferienparadies Porto Rafael. Ein Streifzug durch die verwinkelten Gassen des Badeortes zeigt, wie Träume kreative Menschen inspirieren. Es war Anfang der 1960er Jahre als der junge Spanier Rafael Neville die einsame Punta Sardegna für sich entdeckte und hier eine Hochburg des Jetsets einrichtete. Zuvor hatte er geträumt: Von einem kleinen, von grüner Vegetation umfassten Sandstrand, der eine geniale Sicht auf das Meer und mehrere Inselchen bot. Die Vision stimulierte seinen Entdeckergeist und gab ihm den Antrieb sich auf die Suche nach dem Traumstrand zu machen. Über Nizza und Korsika gelangte er Ende der Fünfziger nach Sardinien, wo er seinen Traum an der Punta Sardegna fand. In dem mondänen Badeort von einst, hat die alte Pracht Patina angesetzt, den Charm von Porto Rafael hat der Zahn der Zeit aber trotzdem nicht zerstört.

Knapp zwei Kilometer südwestlich von Porto Rafael liegt die Fortezza di Monte Altura, mit der die Savoyer ihre militärische Präsenz auf Sardinien demonstrierten. Die verborgene Festungsähnliche Anlage wurde zwischen 1887 und 1889 gebaut und glich einer von der Umgebung völlig autarken Hochburg mit Wohnhäusern, Schlafsälen, Lagerhallen, Werkstätten, Warenhäusern, Nutz- und Ziergärten. Fast 45 Jahre lang lebten hier Soldaten der italienischen Streitkräfte, bis sie nach dem Zweiten Weltkrieg abzogen. Seitdem verfällt der Stützpunkt auf dem kargen Granithügel. Doch auch heute gibt es ab und zu noch Leben dort. Wer zur Saison kommt, kann im Rahmen einer Führung über das Gelände streifen und einen atemberaubenden Blick über das Maddalena-Archipel genießen.

Wissenswertes über Baja Sardinia und Porto Rafael gibt es unter: www.consorziobajasardinia.it und www.consorzioportorafael.it.