Tavolara, die mächtige, einem schuppigen Reptil ähnelnde Insel an der Nordostküste von Sardinien ist allgegenwärtig. Das mehr als 500 Meter steil aus dem Wasser aufragende Eiland bestimmt das Landschaftsbild des Küstenstrichs, der sich von Olbia über die Costa Corallina und Porto San Paolo bis hinunter nach San Teodoro zieht.

Pittulongu, Porto Istana, Costa Corallina, Porto San Paolo, Punta Don Diego, Costa Dorada, Porto Taverna, Cala Brandinchi, Lu Impostu, La Cinta: Wer an diesen Stränden liegt, hat einen atemberaubenden Blick auf Tavolara und das Meer. Die allgegenwärtig scheinende, winzige Insel gehört zum Marineschutzgebiet Punta Coda Cavallo, das seit 1997 besteht. Auf dem rund 15 Einwohner zählenden Eiland gibt es seltene Pflanzen- und Tierarten, wie den Alpensegler, den Mufflon oder eine Herde wilder Ziegen, die Jagd auf ein Wolfsmilchgewächs machen, dessen gelbe Blüten ihre Zähne golden verfärben. Bei den Urlaubern stehen dagegen die hellen Sandstrände auf der flachen Landzunge Spalmatore di Terra ganz oben auf der Liste.

König von Tavolara

Schon die kurze Überfahrt ab Porto San Paolo, mitten durch das Schutzgebiet, nur bestimmt von Wind und Wetter, verheißt herrliche Ausblicke auf die Küste, die Insel und das Meer. Gastwirt Tonino ist meist fein herausgeputzt, wenn er vor seinem Restaurant „Da Tonino“ an den Landungssteg tritt. In heller Hose und langärmeligem Hemd. Die kurzen grauen Haare sind nach hinten gekämmt. Antonio „Tonino“ Bertoleoni, Jahrgang 1933, ist nämlich der König von Tavolara. 1836 rief sein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ahne Giuseppe Bertoleoni das Königreich aus. Den Auftrag zur Staatsgründung bekam er angeblich von Karl Albert, dem König von Sardinien-Piemont, persönlich. Offiziell anerkannt haben Italien und andere Staaten das Königreich Tavolara allerdings nicht.

Der Weg vom Landungssteg zu den hellen Sandstränden des Eilands führt auf einem schmalen Pfad nach Westen, vorbei an den wenigen Häusern der früheren Inselbewohner. Ziemlich genau in der Mitte der schmalen Halbinsel liegt ein klitzekleiner Friedhof, wo auf vielen Gräbern die Namen der Könige von Tavolara eingraviert sind. Hier also liegen die längst verstorbenen Vorfahren dieses Fantasielands. Wenn die Sonne langsam am Horizont versinkt, kann man sich in einem der beiden Insel-Restaurants einen eisgekühlten, weißen Terra e Mare und eine spannende Kombination aus Nudeln mit Venusmuscheln und geriebenem Rogen von der Meeräsche servieren lassen und den Tag auf dieser einsamen und noch unberührten Insel mit royaler Ehre ausklingen lassen.

Schöner Strand vor Tavolara

Wer keinen Aufwand betreiben und es eher bequem will, nimmt am besten den Strand direkt vor Tavolara. Die Spiaggia di Porto Taverna, der die riesige aus Kalk- und Granitstein bestehende Insel als spektakuläre Strandkulisse dient, zählt eindeutig zu den schönsten Sandbändern der Nordostküste von Sardinien. Der paradiesische, flach abfallende Strand, der sich über fast einen Kilometer zwischen der Costa Dorata und der Cala Girgolu erstreckt, ist auch für Kinder ein Paradies. Im Wasser werden zur Saison Schlauchboot- sowie Tretboot-Fahrten, Surfen und Tauchen angeboten. Wer im feinen Sand liegt, kann Sonnenschirme und Liegen mieten und seinen Blick über die atemberaubende Silhouette der wuchtigen Tavolara-Insel schweifen lassen. Hinter dem mehrere Meter breiten Strand schließt sich eine ausgedehnte Lagune an, die insbesondere zur Zugzeit Nahrung für rastende Vögel bietet.

Außerhalb der Saison (15. Juli bis 31. August) schippern die Schiffe häufig nur am Wochenende nach Tavolara, denn dann nehmen auch viele Einheimische das Boot. Im Winter ist Tavolara hingegen nur mit dem eigenen Wasserfahrzeug zu erreichen. Mehr Informationen zu den Fahrzeiten und Preisen gibt es unter: www.tavolaratraghetti.it.